Aus der Geschichte des Imkervereins
Aus der Festschrift „100 Jahre Kreisimkerverein Baden-Baden e.V.“ 1985
Von Josef Krieg, im Jahr 1985
Schon Jahre haben sich Vorstandsmitglieder und einzelne Imker darum bemüht, mündliche und schriftliche Hinweise auf die Gründung des Vereins zu erhalten. Im Jahre 1984 ist es gelungen, im Stadtarchiv der Stadt Baden-Baden Einblick zu nehmen und Fotokopien von den Eintragungen anzufertigen, die im Jahre 1885 beginnen. Nachstehend die Auszüge aus den Eintragungen „Für gemeinnüzige Zwecke“:
1885
Bienenzucht-Verein des Großherzogthums Baden
Bezirk Baden.
Bienenmeister: Carl Seckler in Oosscheuern.
– Mitgliederzahl des Bezirks: 30.
1891
Bienenzucht-Verein des Großherzogthums Baden
Bezirk Baden.
Bienenmeister: Schweigert, Franz, hier.
– Mitgliederzahl des Bezirks: 28.
1897
Badischer Landesbienenzucht-Verein
Bezirksverein Baden.
Erster Vorstand: Altbürgermeister Fr. Müller in Sandweier;
zweiter Vorstand: Rentner Franz Schwerigert in Baden;
Kassier und Schriftführer: Friedrich Reinmuth in Baden.
– 85 Mitglieder.
1900
Badischer Landesbienenzucht-Verein
Bezirksverein Baden.
Erster Vorstand: Altbürgermeister Fr. Müller in Sandweier;
zweiter Vorstand: Hauptlehrer Joachim Lurz in Baden;
Kassier und Schriftführer: Friedrich Reinmuth in Baden.
– 105 Mitglieder.
1910
Badischer Landesbienenzucht-Verein
(Bezirksverein Baden.)
Erster Vorstand: Wunderle, Hauptlehrer in Sinzheim;
zweiter Vorstand: z Zt. unbesetzt; Schriftführer und Kassier: Jakob Zick, Sesselmacher.
– 100 Mitglieder.
1914
Badischer Landes-Bienenzucht-Verein
(Bezirksverein Baden.)
Erster Vorstand: Wunderle, Hauptlehrer in Sinzheim;
zweiter Vorstand: Anton Müller;
Schriftführer: Josef Schick; Kassier: Jakob Zick, Sesselmacher.
– 110 Mitglieder.
1920
Badischer Landes-Bienenzucht-Verein
(Bezirksverein Baden.)
Vorstand: Wunderle, Hauptlehrer in Sinzheim und Anton Müller;
Kassier: Jakob Zick.
– 225 Mitglieder.
Somit ist klar erwiesen, dass der Kreisimkerverein Baden-Baden e.V. berechtigt das 100 jährige Jubiläum begehen darf. Die Bezeichnung des Vereins wechselte von
„Bienenzucht-Verein des Großherzogthums Baden“
1885 ab 1897 in
„Badischer Landesbienenzucht-Verein“ (Bezirksverein Baden)
bis 1920.
Die Mitgliederzahl wuchs von anfangs 30 sprunghaft 1897 auf 85. Weiter wuchs die Mitgliederzahl 1920 bis auf 225. Der Verein hatte sich nach den ersten Jahren bereits auf die umliegenden Ortschaften erweitert. 1897 war der 1. Vorsitzende bereits Herr Müller aus Sandweier.
Aus einer Sammlung der Monatsblätter des Landesvereins für Bienenzucht in Baden 1895 – Sitz Eberbach Bd. – sind die monatlichen Zugänge von Baden-Baden und Umgebung aufgeführt.
Es gibt verschiedene Bücher, die vor 1900 geschrieben und in denen die Erkenntnisse und Erfahrungen weitergegeben wurden. Ebenso konnten Imker aus alten mündlichen Überlieferungen berichten. Eine lückenlose Wiedergabe des Vereinsgeschehens ist infolge der Kriege und der damit verbundenen Vernichtung von Unterlagen leider nicht möglich.
Der erste Weltkrieg hatte Lücken in die Imkerschaft gerissen, mancher Stand blieb verwaist oder musste von Nichtkundigen versorgt werden.
Es wurde berichtet von schlechten Nachkriegsjahren. Doch war die Natur noch heil und großer Segen für die Imker, die ihre Honigkannen zu füllen hatten.
Bis zu den Jahren 1933/34 kann dann keine Berichterstattung erfolgen. Ein ganz besonders fähiger Imker leitete die Geschicke des Vereins von Baden-Baden; Herr Hanke, der dann von Herrn Heinrich Sattler abgelöst wurde. Es begann ein besonderer Aufstieg in ganz Deutschland, so auch beim Imkerverein bis 1939.
Schwere Zeiten begannen für die Imkereien. Der Bienenvater im Krieg, der irgendwo mal Bienenstände wehmütig betrachten könnte, die Familienitglieder mussten die Bienen versorgen. Pflichtversammlungen wurden angesetzt, es musste erhalten werden, was möglich war. Um Zucker zu bekommen, musste entsprechend der Völkerzahl Honig abgegeben werden, gesammelt von der Firma Strickler und verteilt nach Plan an die Lazarette und Krankenhäuser.
Nach dem Krieg mussten Völker abgegeben werden mit Beuten, die nach Frankreich transportiert, aber die meisten nicht mehr von Imkern betreut werden mussten. Es war schwierig, den Zucker für die Einwinterung zu beschaffen und mancher Imker hat versucht, die Bienen mit süßem Apfelmost einzuwintern.
Es sei erwähnt, dass die letzte Versammlung während des Krieges am 23. Juli 1944 in einer Baracke mit 78 Mitgliedern stattfand und die erste nach dem Kriege am 30. März 1946 in der Weststadtschule mit 70 Besuchern.
Einen Aufschwung an Mitgliedern und Bienenvölkern nahm der Verein wieder ab 1948, nachdem wieder Zucker und alle Geräte frei zu kaufen waren. Erster Vorstand weiterhin Heinrich Sattler.
Sogleich befassten sich Vorstandschaft und Imker mit dem Gedanken, eine Imkerschule zu bauen. Es gelang dann, nach dem Erwerb einer Baracke vom Forstamt, diese auf stadteigenem Gelände Rheinstraße zu erbauen. Erste Versammlung 21. Mai 1950. Die Einweihung fand am 9. Juli 1950 statt. So waren die Imker voller Hoffnung mit dem Heim.
Bereits im Frühjahr 1952 musste die Baracke infolge Bebauung abgebaut werden. Es wurde ein Gelände gepachtet, Gewann Schußbach, und die Baracke wieder errichtet, allerdings mit hohen Kosten.
Regelmäßige Schulungen fanden statt, bei denen sich manche Imker das Rüstzeug für die Imkerei geholt hat. Einige Völker standen hier zur Schulung zur Verfügung.
1957 wurde im Gewann der Ochsenmatten eine Belegstelle eingerichtet, die auch vom Landesamt anerkannt wurde. 1960 musste die Baracke wieder abmontiert werden.Es blieb nichts mehr, weiterhin musste auch die Belegstelle Ochsenmatten einer Mülldeponie weichen. Der Verein war auch finanziell pleite.
In den Folgejahren fanden in Abwechslung der Gaststätten die Versammlungen statt mit Informationen, Vorträgen und der Bekämpfung von Bienenkrankheiten.
1964 übernahm Artur Kobus die Leitung des Vereins als erster Vorsitzender. Kobus, der sich der Sklenarbiene verschrieben hatte, Präsident des Sklenarbundes, förderte besonders die Bienenzucht in unserem Verein zusammen mit dem Zuchtmeister des Sklenarbundes Adolf Kolb.
Die Imker hatten nun die Gelegenheit ihre wertvoll gezüchteten Sklenarbienenköniginnen auf die anerkannte Belegstelle „Auerhahn“ zu bringen.
Bald errichtete auch der Verein in Haueneberstein eine Belegstelle, die mit Vatervölkern von Kobus und Kolb beschickt wurden. Diese Belegstelle ist bestens für den „Hausgebrauch“ des Vereins.
Nach 15 Jahren hatte 1979 der Vorstand Artur Kobus infolge Krankheit die Vereinsführung an Karl Grampp abgegeben.
Karl Grampp, ein pensionierter Polizeibeamter, noch mit Energie geladen, sah seine Hauptaufgabe, wieder ein Vereinsheim oder Imkerschule zu bauen. Er setzte alle Hebel in Bewegung und lauerte auf Abbrüche von Gebäuden.
Es ergab sich bald: Abnahme des Dachstockes Bäckerei Brehm, Nutzung hieraus alle Ziegel, gesamte Binder und Teils Dachlassen. Bei Abbruch Gäterbahnhof Baden-Baden: Nutzung aller Balken und Bretter für Heim. Eine Mannschaft des Vereins arbeitete zäh und verbissen für Abbruch, Beförderung und Aufbau. 1979/1980 wurde das Haus errichtet in Haueneberstein beim Landseehof. Hier finden regelmäßig die monatlichen Versammlungen statt.
1983 hatte Karl Grampp mit 83 Jahren die Geschicke des Vereins an Adolf Kolb als 1. Vorsitzender weitergegeben, der nun als großer Praktiker für den Verein und alle Mitglieder ein guter Berater ist und den Verein würdig vertreten kann.
Schon vor 15 Jahren hat man erkannt, dass auch die Ehefrauen und Familienmitglieder zum Kreis der Imker gehören. So hält der Verein eine Weihnachtsfeier mit dem Weihnachtsmann, Fastnachtsveranstalgung, ein Sommerfest und begibt sich auf eine Tagesfahrt zu Imkern oder eines Veranstaltung.
Zusammen mit den Vorstandsmitgliedern war es von Adolf Kolb die erste Aufgabe nach der Beratung im Vorstand und den Mitgliedern, den Verein in das Vereinsregister eintragen zu lassen.
In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde von den Mitgliedern einstimmig beschlossen, dass die vorgelegten erarbeiteten Satzungen angenommen und der Verein in das Vereinsregister Baden-Baden als
„Kreisimkerverein Baden-Baden e.V.“
eingetragen wird. So erfolgte im Juni 1984 die Eintragung in das Vereinsregister.
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